Selbstfürsorge ist kein Egoismus

sondern


Deine Reißleine zum Leben

Ich habe lange geglaubt, dass es meine Aufgabe sei, immer für andere da zu sein. Zu helfen. Zu tragen. Zu halten. Ich war die, die die Steine aus dem Weg räumte, damit andere es leichter hatten. Die gesprungen ist, wenn jemand rief. Die sich verantwortlich fühlte, auch wenn sie es nicht war.

Doch irgendwann kam der Tag, an dem ich auf dem sprichwörtlichen „letzten Felgen“ daherrollte – leer, müde, ausgelaugt. Und in genau diesem Moment, in dem ich selbst Hilfe gebraucht hätte, war niemand da. Stattdessen hörte ich nur:
„Du kannst das ja machen, wenn’s dir wieder besser geht.“

Das hat wehgetan. Sehr sogar.
Aber weißt du was? Die einzige, der ich dafür die Schuld geben konnte, war ich selbst. Ich habe es zugelassen. Ich habe mich ausnutzen lassen – und ich habe mein eigenes Wohl völlig ignoriert.


Der Heißluftballon – und deine Reißleine

Vielleicht kennst du diese Metapher:
Ein Heißluftballon kann nur dann steigen, wenn genug heiße Luft vorhanden ist. Doch wenn der Brenner nicht mehr gezündet wird – wenn du deine Energiequellen nicht mehr pflegst – sinkt der Ballon langsam, schleichend, abwärts.

Und wenn du zu lange wartest, musst du kräftig an der Reißleine ziehen, um wieder an Höhe zu gewinnen.
Genau das ist Selbstfürsorge.

Selbstfürsorge ist der Moment, in dem du die Reißleine ziehst, damit dein innerer Ballon wieder steigt.

„Wer sich selbst nicht pflegt, ist bald nicht mehr in der Lage, andere zu tragen.“
– Chinesisches Sprichwort


Warum glauben wir eigentlich, immer funktionieren zu müssen?

Vielleicht hast du dir auch schon einmal folgende Fragen gestellt:

  • Wann hast du das letzte Mal bewusst „Nein“ gesagt – nur für dich?
  • Wieviel von deiner Energie verschenkst du täglich – und bleibt genug für dich selbst übrig?
  • Wie fühlst du dich, wenn du dich einmal nicht kümmerst? Kommt da ein schlechtes Gewissen?
  • Welche Muster , Glaubenssätze führen mich unbewusst und sind sie heute noch gültig?

Ich lade dich ein, ganz ehrlich hinzuschauen. Denn genau hier beginnt der Wandel.


Wenn Hilfe krank macht: Das Phänomen „Compassion Fatigue“

In der Psychologie gibt es einen Begriff namens „Compassion Fatigue“ – auf Deutsch etwa Mitgefühlsmüdigkeit.
Diese Form der Erschöpfung betrifft Menschen, die über lange Zeit hinweg anderen helfen – emotional, körperlich oder mental – und dabei ihre eigenen Grenzen ignorieren.

Studien zeigen: Wer ständig gibt, ohne selbst aufzutanken, läuft Gefahr, an Burnout, emotionaler Abstumpfung oder sogar Depression zu erkranken (vgl. Figley, 1995). Besonders gefährdet sind Menschen in sozialen Berufen – aber auch private „Helfer-Seelen“, die sich selbst vergessen.


Selbstfürsorge ist kein Luxus – sondern eine Notwendigkeit

Selbstfürsorge bedeutet nicht, dass du niemandem mehr hilfst oder dich abschottest. Es heißt, bewusst Grenzen zu setzen, auf deine Kraft zu achten und dich selbst als gleichwertig wichtig zu sehen.

Was bedeutet Selbstfürsorge für dich persönlich?

Für mich bedeutet es heute:

  • Mir Pausen zu erlauben, auch wenn andere noch weitermachen.
  • Hilfe nicht sofort anzubieten, sondern erst zu spüren: Will ich das gerade wirklich?
  • Benötigt der/die Andere wirklich Hilfe? Oder könnte sie es auch alleine schaffen?
  • Ruhe, Bewegung, gesunde Ernährung und emotionale Klarheit aktiv in meinen Alltag zu integrieren.

„Du kannst aus einer leeren Kanne nichts ausschütten.“
– Englisches Sprichwort


Grenzen setzen – auch wenn es anderen nicht passt

Wenn du plötzlich beginnst, „Nein“ zu sagen, wird es Menschen geben, die irritiert oder sogar enttäuscht reagieren. Besonders diejenigen, die deine ständige Verfügbarkeit lange als selbstverständlich erlebt haben.
Aber: Du bist nicht auf der Welt, um die Erwartungen anderer zu erfüllen.

Vielleicht helfen dir folgende Gedanken in solchen Situationen:

  • Ich darf mich schützen.
  • Ich bin nicht dafür verantwortlich, dass andere sich wohlfühlen, wenn ich meine Grenzen wahre.
  • Wer mich liebt, wird lernen, meine Grenzen zu respektieren.

Es ist völlig in Ordnung, freundlich aber bestimmt zu sagen:
„Ich kann dir heute nicht helfen. Ich brauche Zeit für mich.“


Deine Energie ist kostbar – setze sie weise ein

Du hast ein Recht auf dich selbst. Auf dein Wohlbefinden. Auf deine Zeit.
Die Tage deines Lebens sind nicht unbegrenzt – also frage dich:

  • Womit willst du sie wirklich füllen?
  • Wer darf ganz nah an dich heran?
  • Und wo ist es an der Zeit, liebevoll loszulassen?

Selbstfürsorge ist nicht nur gut für dich – sie macht dich auch langfristig kraftvoller für andere. Aber eben nur dann, wenn du dich nicht dabei selbst verlierst.


Fragen für deine Reflexion:

  • In welchen Situationen vergisst du dich selbst am schnellsten?
  • Wo kannst du anfangen, kleine Grenzen zu setzen?
  • Was brauchst du, um wieder Kraft zu tanken – ganz ohne schlechtes Gewissen?
  • Was ist deine ganz persönliche Reißleine – und ziehst du sie rechtzeitig?


Fazit: Zieh die Reißleine – bevor du den Boden berührst

Manchmal braucht es den Mut, sich selbst an erste Stelle zu setzen – besonders dann, wenn du es nie gelernt hast. Doch der Weg zurück zu dir selbst beginnt mit einem einzigen Schritt: der Entscheidung, dich selbst ernst zu nehmen.

Ich wünsche dir, dass du dich wiederentdeckst. Dass du spürst, wie wertvoll du bist – auch ohne etwas zu leisten.
Und wenn du das nächste Mal das Gefühl hast, du sinkst zu tief: Zieh die Reißleine.

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